Die gesamte Reise 2023 steht im Zeichen des Wassers; mit Marylin als die Hüterin des Wassers ist es bestätigt und die vielen besonderen Begebenheiten hier rund um den Arrow Lake haben alle mit dem Element Wasser zu tun und ich werde hier darüber berichten.
Teil 1
So begannen die ersten Tage hier am Arrow Lake mit ungewöhnlich hohem Wasserstand in den Creeks, den Wildbächen die aus den Bergen kommend den See speisen. Unser Creek, der uns auch das Trinkwasser spendet, hatte ebenfalls seinen höchsten Stand erreicht, das Wasser stand direkt an unserer Brücke und drohte sie zu überschwemmen! Das hatten wir so vorher noch nie gesehen.
Die sehr hohen Temperaturen im Mai hatten dazu geführt, dass die Schneeschmelze schneller einsetzte und Wassermassen freisetzte. Der Vorteil war, wir konnten das Boot direkt im Creek zu Wasser lassen, was wesentlich einfacher ist, als es am Arrow Lake einzusetzen.
Nach einigen Tagen bemerkten wir allerdings, dass sich der Wasserstand sehr schnell reduzierte; der See wurde massiv abgelassen an der Talsperre, wo sich dann auch sehr nah die Grenze zu den USA befindet. Man benötigt dort das Wasser (der Columbia River ist 1953 km lang, mit seinem Nebenfluss sogar 2240km und fließt von Kanada in die USA) und auch der erzeugte Strom ist für die USA unerlässlich. Die Kanadier schimpfen hier manchmal darüber; das Wasser und der Strom würden in der Stadt L.A. vergeudet für Wasserspiele, Klimaanlagen, Spielautomaten und jede Menge Light-Shows! Ich denke sie haben recht.
Der Arrow Lake ist mittlerweile um einiges kleiner geworden; unser Creek ist mittlerweile nur noch ein Bach. Nach und nach zeigt sich der ursprüngliche Zustand des Gebietes, so wie es aussah, bevor in den Sechzigern alles durch den Staudamm geflutet worden war. Alte Hausreste von den ehemaligen Siedlern erscheinen mit Gerätschaften und alten Autos, Wasserleitungen und Geschirr, abgestorbene Bäume, alles kommt zum Vorschein.
Je weiter es Richtung altes Flussbett des Columbia River geht, umso mehr erscheinen aber auch die alten Plätze der Sinixt; dort wo sie Fische gefangen und getrocknet haben, dort wo sie im Sommer gelebt hatten!! Man findet dort viele Gebrauchsgegenstände wie Pfeilspitzen und Beile.
Das war den Forschern zufolge bereits vor mehr als 10.000 Jahren und Archäologen können sich bis heute nicht erklären, wie die Sinixt die harten Winterzeiten überleben konnten.
Manche Kanadier bezeichnen diese alten Plätze als wörtlich übersetzt „Indianermüll“ und zeigen keinerlei Respekt vor dieser alten Kultur. Und so wie die ersten Siedler damals den Sinixt alles genommen haben so wurde den Nachkommen der Siedler hier durch den Staudamm alles genommen; sie wurden in den 60zigern zwangsenteignet und hatten gegen ihren Willen genau die Gebiete zu räumen, die sie zuvor den Indianern genommen hatten! Möglicherweise ein Aspekt von Gerechtigkeit?
So verändert sich hier nun die Landschaft, der See und die Wildbäche, letztere trocknen mehr und mehr aus, es hat seit Wochen nicht ordentlich geregnet und die Temperaturen liegen bei 30 Grad.
Für manchen Hausbesitzer könnte es mit dem Trinkwasser knapper werden; einige erhalten bereits Hilfe durch die Nachbarn. Wir haben das Glück, von gleich zwei Creeks eingerahmt zu sein und haben drei Nachbarn mit Wasser zu versorgen.
Für die Fische im See wird es zusehends schwerer, sie müssen zum Laichen in die Bäche kommen was schon fast unmöglich geworden ist; viele sind in den ausgetrockneten Wasserläufen zu Tode gekommen, nur die Fischadler freuen sich. Langfristig werden aber auch sie ein Problem haben, denn wenn es keinen Fischlaich in den Bächen gibt, werden im nächsten Jahr weniger Fische im See sein.
Die indigenen Stämme in Kanada dürfen fischen, jedoch verzichten sie jetzt weitgehend darauf, einfach um den Fischbestand zu erhalten und sie tun dies nach alter Tradition: die Sinixt hatten früher extra einen der Ältesten dazu bestimmt, die Aufsicht über die Fische zu halten und dieser war verantwortlich für den gesamten Fischfang; er bestimmte wann und wo gefischt wurde und wieviel!
Hierzu passt auch das wunderbare Buch der First Nation „We are of Water“, („wir bestehen aus Wasser“) indem gleich mehrere verschiedene indigene Stämme ihre Geschichten und ihr Wissen um das Wasser preisgeben und uns ermahnen damit sorgsam umzugehen! Auch Marylin hat ihre kleine Geschichte „Taking it to the water“ dort verewigt. (übersetzt „bringe es zum Wasser“)!
Das Buch (ISBN 978-1-7389994-0-8, Copyright 2023 by Real Estate Foundation of BC and BC Wildlife Federation) vereinigt altes und neues Wissen rund um das Wasser und soll dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche verstehen, wie bedeutungsvoll das Wasser für uns Menschen ist.