
Staub ist überall und allgegenwärtig. Wer sich mit ihm anlegt, ist ein „Sisyphos“, denn kaum entfernt ist er auch schon wieder da. Welche Hausfrau kennt das nicht?
Allgemein also nicht so sehr beliebt wird dem Staub eine eher negative Rolle in unserem Leben zugewiesen.
Vor allem in der heutigen Zeit wird dem Staub in Gesundheitsfragen eine starke Bedeutung beigemessen. So wird er als eine Quelle vieler Krankheiten betrachtet. Beispiele hierfür sind durch Feinstaub (Rauchen von Zigaretten, Autoabgase, Fabriken …) ausgelöste Erkrankungen wie Lungenkrebs oder Asthma. Auch die vielfältigen Allergien, die in den letzten Jahren durch die fortschreitende Erderwärmung und dem daraus resultierenden deutlichen Anstieg des Pollenstaubs in unserer Luft, quantensprunghaft angestiegen sind, zählen dazu. Ebenso gilt der Staub als Mitbegründer für die Entstehung der modernen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Problematiken oder Diabetes.
Allerdings können und müssen verschiedene Staubarten unterschieden werden. Während sowohl Staub natürlicher Quellen auf unserer Erde existiert, wird dieser Stoff, im Zuge der Industrialisierung auch von Menschen künstlich hergestellt. Zu den natürlichen Quellen des Staubes zählt die Vulkanasche, der Wüstensand, der Staub aus den Ozeanen (ja auch der existiert und er ist sogar der größte Staubverursacher der Welt!) oder aber auch der Staub von Mensch oder Tier (hervorgerufen aus Hautschichten und Haaren). Zu dem industriell produzierten Staub zählen Asbest und Feinstaub. Selbst der Mensch besteht aus Staub. So beschreibt es auch die Bibel. Im 1. Buch Mose 3:19, heißt es: „…Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.“ Aber wie genau ist das gemeint? Können wir diese Zeilen wirklich richtig deuten?
[]Staub – ein kosmischer Informationsträger
Um möglicherweise eine Antwort auf diese Frage zu erhalten und das eher negative Bild vom Staub zu wandeln, lohnt es sich einige interessante Aspekte im Zusammenhang mit diesem Urstoff näher zu betrachten. Spätestens seit Nagarjuna, dem zweiten Buddha, ist bekannt, das alles mindestens zwei Seiten hat. So auch der Staub!
Und er hat eine bisher nicht sehr bekannte, aber überaus interessante Funktion. Mithilfe des Windes transportiert der Staub beispielsweise lebenswichtige Mineralien, wie Kalium und Kalzium zu den Pflanzen in den großen Regenwäldern des Amazonas. Und er transportiert auch – Informationen!
Sogar aus der Vergangenheit! Der Chemiker und Philosoph Jens Soentgen sieht im Staub einen Spiegel unserer vergangenen Umwelt. Er erklärt, dass die ersten Kulturen ihre Informationen bereits in den Staub/Sand geschrieben haben, den sie als eine Art Schreibtafel benutzten. Der Urstoff ist in seinen Augen eine atomare Mikrowelt, die es bis zu den kleinsten quantenphysikalischen Partikeln zu erforschen lohnt. Dabei stellt jedes dieser Mikropartikel eine eigene Welt mit einer individuellen Geschichte dar. Somit wird der Staub zu einem Informationsträger oder zu einem Archiv vergangener Zeiten.
Und - diese Informationen kommen nicht nur von der Erde. Das zeigen die Forschungen des Astrophysikers Ralf Srama, vom Max Planck Institut für Kernphysik in Heidelberg. Er sieht in den Staubteilchen Botschafter aus fernen, fremden Welten.
Staub transportiert Leben
Besonders interessant ist hierbei die Umgebung des Saturns. Mit seinem üppigen Ringsystem und den ca. sechzig Saturnmonden, stellt er selbst sozusagen ein kleines Sonnensystem dar. Die Forschungen verdeutlichten, wie die mikrokosmischen Staubteilchen in den Ringen durch Kollisionen zu voluminöseren Partikeln oder kleinen Monden zusammenwuchsen. Die Entstehung von Planeten wird somit nachvollziehbar. Der Saturnmond Titan spielt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle, denn er ist der frühen Erde sehr ähnlich. Seine nähere Erforschung ermöglicht einen Blick in die Vergangenheit, einen Blick auf die Evolutionsgeschichte unseres Sonnensystems.
Aber der Saturn hat noch mehr zu bieten. Vor allem der Saturnmond Enceladus. Neben einem Durchmesser von 500 Kilometern, weist er eine mehrere Kilometer starke Eiskruste auf, die wieder erwartend einen warmen Kern umschließt. In diesem Kern befinden sich Geysire, die unentwegt Eis- und Staubpartikel in ihre Umgebung schleudern. Wissenschaftliche Untersuchungen dieser Teilchen ergaben, dass sich unter der Eiskruste flüssiges Wasser befindet.
Für die Wissenschaftler ein Zeichen für „Leben“ auf dem Saturn! Spektakulär!
Dies macht Enceladus nach Ansicht der Astrobiologen zu dem bewohnbarsten Ort neben der Erde in unserem Sonnensystem. Entscheidend ist dieser Aspekt auch im Hinblick auf die Suche des Menschen nach seinen Wurzeln, wobei sich der Staub als eine ganz wesentliche Komponente erweist, denn der Mensch selbst ist auch aus Staub gemacht und lebt in einer Umgebung aus Staub.
Wissenschaftliche Experimente zeigten zudem die Möglichkeit, dass „Leben“ einst durch Meteoriten oder Staubteilchen auf die Erde befördert werden konnte. Dies wirf eine entscheidende Frage im Zusammenhang mit der zuvor zitierten Bibelstelle im 1. Buch Mose auf, die da lautete: "Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück." Könnte man in diesem Kontext nicht denken, dass unsere Zivilisation oder der Genpool der gesamten Menschheit ursprünglich aus dem All kam und unsere Zivilisation schließlich auch dorthin wieder zurückkehren muss?