Eine Reise Jesu
„ Von dort brach er dann auf und begab sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon“. (Mk. 7/24)
Tyrus und Sidon liegen am Mittelmeer. Es sind phönizische Städte. Die Phönizier waren Kaufleute und erfahrene Seefahrer die im gesamten Mittelmeerraum ihre Niederlassungen hatten. Ihre Religion war gegenüber dem Judentum mehr materiell ausgerichtet. Was wollte Jesus dort? warum ist er dort hingegangen?
Er wollte das es niemand erfährt. Aber auch dort wird er entdeckt und gebeten einem Kind zu helfen, das von einem Dämon besessen ist. Das anschließende Wunder ist ein Zeichen dafür das Heilung durch Jesus nicht nur auf die Juden beschränkt bleibt.
Dieses Wunder ist nur ein Teilaspekt dieser Reise ans Mittelmeer zu Menschen die nicht zum jüdischen Glauben gehörten.
Die Phönizier als Volk gehen laut griechischer Mythologie auf Phönix, dem Sohn des König Agenor zurück. Der König sandte seine drei Söhne Phönix, Kirlix und Kadamos aus, um Europa zu suchen. Phönix und Kirlix gaben nach einiger Zeit auf und gründeten Völker, wie die Phönizier.
Phönix heißt auch der Vogel, der aus seiner eigenen Asche wieder neu entsteht. Der Phönix ist ein Symbol der Auferstehung.
Die Reise Jesu zu den Phöniziern kann ein vorweggenommenes Symbol für die Auferstehung als Christus sein.
Die Phönizier waren Kauf- und Handelsleute. Sie verkauften Zedernholz aus dem Libanon, Glaswaren und die Farbe der Purpur-Schnecke Für ihre Gewänder waren sie berühmt . Purpur ist ein Farbton zwischen Rot und Violett.
Diese Farbe sollte laut Anweisung im Gewand des Hohen Priester verarbeitet werden ( 2. Mos. 28/4-5).
Die Reise kann auch für die Andeutung stehen, das sie an die Insignien für das Gewand des Hohen Priesters erinnern möchte. Denn er selbst wird später im Hebraer-Brief als Priester des Melchizedek bezeichnet. ( Hebraer 5/ 1-10 )
Die Reisen des Jesus stehen unter göttlicher Führung. Er führt ihn nach Tyrus in die Stadt, wo eine Farbe für das Ephod, dem ärmellosen Priestergewand gefunden werden kann.
Purpur steht auch für Feuer was sich mit dem Phönix verbindet.
Die Symbolik dieser Reise ist aber noch nicht zu Ende. Der Weg zurück an den See Genezareth führt Jesus auf die Ostseite, den heutigen Golan-Höhen.
„ Als er nun aus dem Gebiet von Tyrus zurückkam, ging er durch Sidon an das galiläische Meer, mitten durch das Gebiet der Dekapolis hinauf.“ ( Mk. 7/31)
Der Weg von Tyrus nach Sidon führt in nördliche Richtung am Mittelmeer entlang. Von dort gelangt er in süd-östlicher Richtung in das Gebiet der Dekapolis auf den Golan-Höhen.
Dekapolis heißt übersetzt zehn Städte. Diese Städte zählten für die Juden zum heidnischen Gebiet. Es gab dort auch jüdische Gemeinden. Sie waren aber in der Minderheit.
Warum reist Jesus in dieses Gebiet. Das Wunder bei Tyrus hätte doch gereicht, um zu zeigen, das auch die Heiden in die Erlösung durch ihn mit einbezogen waren.
Die Symbolik ist sehr vielschichtig. Da ist zum Einen die Zahl zehn, die auf den Lebensbaum mit seinen zehn Sephieren hinweist. Zum Anderen hat die Reise etwas mit Heilung, die mit diesem Gebiet verbunden ist, zu tun.
Die Namen der Städte führen auf diese Spur. Zu ihnen gehörte Damaskus. Bei den Essenern, einer jüdischen Glaubensgemeinschaft, hat man in Qumran eine sogenannte Damaskus-Rolle gefunden. Forscher bringen diese Schriftrolle mit einer wahrscheinlichen Essener-Gemeinde bei oder in Damaskus in Verbindung. Das bedeutet, das die Essener auch östlich des Jordan zu finden waren. Die Essener lebten in mönchsartiger Gemeinschaft und kümmerten sich um Kranke, waren Heiler. Wollten auch sie mit ihrer Ansiedlung ein Zeichen setzen, das Heilung allen Menschen zukommen soll? Zu den zehn Städten gehörte auch ein Ort, der Raphana genannt wurde. Rapha bedeutet auf hebräisch heilen. Und es gibt ein kreisförmiges Monument unweit des See Genezareth auf den Golanhöhen, Gilgal Raphaim. Man kann dieses Wort auch mit „Rad der Heiler“ übersetzen.
Ist das Gebiet östlich vom Sees Genezareth und des Jordan mit Heilung verbunden? Vielleicht ist dort in der Geographie und der Kultur vergangener Völker, die dort gelebt haben, die das Monument Gilgal Raphaim errichtet haben, etwas verborgen, das mit Heilung verbunden ist.
Das Leben Jesu sowie das Neue Testament sind Heils-Botschaften. Die beschriebene Reise ist eingebettet von zwei Heilungen durch Jesus. Die Berichterstattung über sie wird in diesem Zusammenhang eine Bedeutung haben. Reise und Heilung, ein Wunder?