
Warum das Kant-Jahr? Weil sein 300. Geburtstag in diesem Jahr weltweit Beachtung findet.
Kant ist wohl der bekannteste Philosoph, Vordenker der Aufklärung und Begründer der modernen Philosophie. Der Artikel 1 unseres Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ entstammt seiner Feder und seine Schrift „Vom ewigen Frieden“ gilt als Vorlage für die Charta der Vereinten Nationen.
שׁ Shalom
Was können wir mit Immanuel Kant und seinem 300. Geburtstag verbinden? 300 ist die Zahl des hebräischen Buchstabens Shin. Sein einfacher ausgeschriebener Wert beträgt 360. Als ursprüngliches Symbol bedeutet Shin „Zahn“. Shin bedeutet 3 für Trinität, 360 für einen Kreis, bedeutet Feuer u.v.m. Wie passend für Immanuel Kant! Was Kant zeit seines Lebens gemacht hat, ist Dingen auf den Grund zu gehen, ihnen sprichwörtlich auf den Zahn zu fühlen. Sicher inspirierten Feuer des Geistes seine Gedanken. Vier Grundfragen prägten seine Arbeit: Was soll ich tun? Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?
Kant und die Freiheit
Zentral für die Philosophie Kants ist die Idee der Freiheit. Sie bildet regelrecht den Schlussstein für sein Werk gleich einer Kathedrale bzw. einem sehr komplexen Gebäude (aus einem Interview mit Dieter Schönecker im philosophischen Radio). In der Tradition der abendländischen Philosophie spielen Begriffe wie Freiheit, Vernunft, Verantwortung und Selbstbestimmung eine übergeordnete Rolle. Wie aktuell sind diese Themen angesichts der momentanen Kriege und der Auseinandersetzung mit Autokratien? Manche Stimmen behaupten: Aktueller und wichtiger denn je!
Philosophie und KI
Im Hinblick auf moderne Wissenschaften wie die Hirnforschung oder die Künstliche Intelligenz muss sich die moderne Philosophie ganz neuen Herausforderungen stellen. Was die Wissenschaft herausfindet und was Philosophen postulieren, könnte in einigen Aussagen nicht konträrer sein. In diesem Jahr wird es sicher spannende Diskussionen darüber geben, was Kant zu den aktuellen Entwicklungen sagen würde. Wie frei sind wir in unserem Handeln? Können Maschinen verantwortungsvoll bzw. moralisch handeln usf.? Amüsant ist, dass Kants berühmte Formulierung des Kategorischen Imperativs als Abkürzung öfter KI genannt wird.
Der Kategorische Imperativ
Der Kategorische Imperativ hört sich kompliziert an, ist aber in seiner Aussage ganz einfach, denn Kant wollte nur formulieren, was eigentlich jeder Mensch –mehr oder weniger bewusst- in seinem Inneren weiß: Handle nur nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie allgemeines Gesetz werde. Etwas genauer ausgeleuchtet: Man darf andere Menschen niemals als Mittel benutzen, sondern immer zugleich als Zweck. Der Zweck an sich selbst eines jeden Menschen meint, Würde zu haben und seine Würde niemals zu verlieren.
Immanuel
Oh, der Vorname Kants, Immanuel, ist sicher auch wegweisend für uns! Er wird als ein Name der Verheißung in Jesaja genannt (Jes. 7, 14) und im Matthäusevangelium (Mt. 1,23) in Beziehung zu Jesus Christus gesetzt.
Kritik
Kritik werden wir sicher auch an seinen Lehren zu hören bekommen. Es wird in Fachkreisen seit einiger Zeit intensiv darüber diskutiert, ob Kant ein Rassist war und auch Frauen missachtet hat. In einigen Mitschriften aus seinen Vorlesungen tauchen haarsträubende Aussagen auf. Aber eigentlich stehen sie im krassen Gegensatz zu seinen eigenen Maximen. Es ist schwer zu verstehen und bedarf einer Aufarbeitung. Ich würde vorab erwähnen wollen, dass Kant ein Kind seiner Zeit war, geprägt vom Kolonialismus, wie viele andere Denker auch. Und dass er sich im Laufe seiner Zeit gewandelt hat. Vielleicht hat er sogar Denkweisen transformiert als Wegbereiter in eine bessere Welt?
Immanuel Emunah Ain Soph