Die Zeremonie im Pit-House der Sinixt
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, welche Bedeutung ein solches Pit-House früher für die Sinixt hatte. Die Größe der Häuser bestimmte die Verwendung; so gab es die großen Häuser mit einem Durchmesser von 22 Metern worin sich in der Regel 3-4 Familien versammelten, also viele Personen unter einem Dach! Es war die einzige Möglichkeit die Kälte im Winter zu überstehen und soziale Kontakte zu erhalten. Der Eingang befand sich normalerweise oben im Dach des Hauses, man musste über eine Treppe hinauf oder hinunterklettern. Die Häuser waren mehr oder weniger in sandige Erdhänge oder tief in die Erde gebaut worden um so gut geschützt gegen Winde und Schnee zu sein. Außerdem konnte so die Erdwärme genutzt werden.
In der Mitte der kreisrunden Häuser befindet sich eine Feuerstelle, an der Außenwand gibt es Bänke und darüber die Schlafplätze.
Außerdem wurden kleinere Pit-Häuser als reine Lagerstätten für Nahrung genutzt, hier wurden getrocknete Früchte, getrockneter Fisch und angebautes Korn gelagert. Auch wurden dort Heilkräuter in besonderen Behältnissen aufbewahrt; es waren geflochtene Körbe aus Zedernrinde.
Ein 500 Jahre altes und voll intaktes Exemplar ist hier in einem Museum zu bewundern, wohin es unter mysteriösen Umständen verschwand aus dem Besitz von Marilyns Großmutter! Aber das ist eine andere Geschichte.
Das Pit-House von Marilyn steht an einem Ort, der nachweislich schon vor mehr als 10.000 Jahren von den Sinixt genutzt wurde, Archäologen haben dies bestätigen können durch zahlreiche Funde, Gräber und deren Bestimmung durch die Radiokarbonmethode. Sie hat dort ein Pit- Haus traditionell nachgebaut, allerdings mit einem seitlichen Eingang, um es für alle Menschen einfacher nutzen zu können; dort empfängt sie Gäste, hält Zeremonien ab und dort versammelt man sich, um sich zu beraten. Im Inneren des runden Hauses sind auch Dinge ihres verstorbenen Urgroßvaters aufbewahrt, er war einer der letzten freien Stammesführer, bevor die weißen Siedler die Freiheit der Sinixt endgültig beendeten und sich deren Land aneigneten.
Bevor wir den Raum betreten, gibt es eine Unterweisung wie man sich zu verhalten hat und was zu tun ist. Meinen Rucksack lasse ich schon automatisch draußen vor der Tür, obwohl es mir niemand gesagt hat, und ich erhalte einen wohlwollenden Blick von Marilyn. Soll heißen, gut, Du hast es verstanden, ohne ein Wort sagen zu müssen. Danke.
Wir gehen hinein, Marilyn voraus, und beginnen die Runde durch den relativ dunklen Raum, es gibt keine Fenster. Wir bewegen uns gegen den Uhrzeigersinn rund um die große Feuerstelle, immer an den aus Steinen gebauten Bänken entlang, die mit Holzbrettern zum Sitzen versehen sind. Darüber sind die hölzernen Schlafstätten angeordnet, die man früher mit Tierfellen auslegte. Dort befinden sich auch die Dinge von verstorbenen Stammesmitgliedern, deren Seelen wir die Ehre erweisen: wir begrüßen sie alle 3 Schritte mit einem Lächeln und „way“ (Hallo) und gehen die Runde langsam weiter bis wir wieder zum Eingang kommen. Wir begrüßen auch die Feuerstelle und das Holz.
Jetzt sucht sich jeder seinen Platz. Die Ältesten und Smum iem legen dann ein Stück Holz an der Feuerstelle ab und bedanken sich dafür, Lim Limpt. Heute ist das Feuer aber nicht entzündet, das Wetter ist zu schön und es ist draußen wärmer als drinnen. Auf offenes Feuer wird zurzeit weitgehend verzichtet wegen der Brandgefahr, die Wälder sind noch immer zu trocken.
Inzwischen ist man innerlich sehr ruhig geworden und eine besondere Stimmung fängt den Menschen hier ein. Erst wenn die Smum iem gesprochen hat, darf man selbst sprechen, alle Fragen stellen und man bittet um die Erlaubnis Fotos im Inneren des Pit-Houses machen zu dürfen! Es war nur eine der kleinen Zeremonien, aber sehr eindrucksvoll und es veranschaulicht mir, wie behutsam man miteinander umzugehen hat und mit welchem Respekt wir allen Seelen, die lebenden und die in den Himmeln, und der Natur begegnen müssen. Die Elemente Feuer, Wasser, Holz und Erde sind ein wichtiger Bestandteil der Pit-House-Zeremonien.
Danke für das schöne Erlebnis, danke Sinixt-Seelen für den Empfang im Pit-House.