Psalm 110
Der Psalm 110 ist ein besonderer Psalm. Er gehört zu den drei Bibelstellen, in denen Melchizedek erwähnt wird. Des Weiteren leitet er eine besondere Phase in den Psalmen ein. Die folgenden Psalmen 111 und 112 sind in ihren Versen nach dem hebräischen Alphabet aufgebaut.
Der dann folgende Psalm 113 ist der Erste der 6 Hallel-Psalmen. Hallel bedeutet preisen. 114 bildet die Brücke zu den anderen 5 Hallel-Psalmen, 115 bis 118. Sie wurden zum Mahl des Passah-Fest, genauer zu den 4 rituellen Bechern gelesen.
Hier wird eine Brücke zum Psalm 110 sichtbar. Melchizedek und das Passah-Mahl treten in Verbindung. Melchizedek bringt Abram Brot und Wein. Das wird auch auf dem Passah-Fest rituell gebraucht. Das wäre alles nichts besonderes, wenn nicht Jesus beim letzten Abendmahl, das er als Passah-Fest beging, diese Psalmen gelesen hätte. Jesus wird später von den Aposteln im Hebräer-Brief als ein Priester nach der Weise des Melchizedek bezeichnet. Zwischen diesen zwei Bibelstellen hat sich die Wandlung vom Passah-Mahl zum Abendmahl vollzogen. Dieser Wandel geht über die Psalmen. Sie sind besondere heilige Schriften. Stehen sie doch zwischen dem Neuen und Alten Testament mit ihren rituellen Feiern von Abendmahl und Passah-Fest. Melchizedek und die mit ihm verbundene Priesterschaft sind die Chemie, die beginnt, aus alten neue heilige Schriften zu erstellen. Jesus als Priester nach der Weise des Melchizedek ist der Katalysator. Er greift ein Ritual des alten Testamentes, das von Brot und Wein, auf; dessen Bedeutung aber nicht zum Tragen gekommen ist. Denn darüber hinaus wird am Passah-Fest ein Lamm geopfert. Alles zusammen, Brot, Wein und das Lamm sind das Opfer zwischen Jahweh und seinen Volk Israel. Der melchizedekianische Ritus ist ohne Blutopfer, richtet sich in seinem ersten Bericht in der Bibel an Abram, also an eine einzelne Person.
Was die Weise des Melchizedek ausmacht, das ist in die 7 Verse des Psalm 110 eingearbeitet. Die Anzahl verweist auf die 7 Chakren des Menschen. Sie scheinen eine wesentliche Grundlage zu sein. Chakren sind Bewusstsein. Das richtet sich, wenn man die Verse liest, auf ein inneres, individuelles Bewusstsein. Das Passah-Fest geht auf den Auszug des Volkes Israel zurück. Der Gott Jahweh rettet ein ganzes Volk. Darum möchte ich das Passah-Fest ein kollektives Fest nennen. Es drückt das Verhältnis Gottes zu einem ganzen Volk aus. Dem gegenüber ist das Opfer des Melchizedek an eine individuelle Person, Abram gerichtet. Melchizedek lädt ihn ein zu einem gemeinsamen Mahl, nachdem er seinen Bruder Lot befreit hat. Und an dieses Opfer knüpft Jesus am Passah-Fest an. Es übermittelt ein persönliches Verhältnis zu Jahweh, so wie Jesus es vorgelebt hat. Bei den damaligen Menschen stand der Priester zwischen ihnen und Jahweh. Diese Praxis durchbricht Jesus.
Um dies alles besser verstehen zu können, möchte ich die 7 Verse näher betrachten. Sie malen Bilder, Piktogramme, hinter denen Gedanken und Ideen stehen. Diese möchte ich herausarbeiten, wobei es sich um meine Sichtweise handelt, mit der ich keine allgemein gültige Aussage machen möchte. Vielmehr sollen sie dazu anregen, sich selbst den Gedankenbildern zu nähern. Denn das Abendmahl nach der Weise des Melchizedek birgt Mysterien, die jede Person anders empfindet. Wichtig ist es, dieses zu tolerieren und wenn möglich, sich darüber auszutauschen.
Ein Psalm von David דוד . Ein Spruch יהוה an Adonai: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde als Schemel zu deinen Füßen lege.
Ein Spruch von Jahweh an Adonai. Wer ist Adonai? Das Wort wird mit Herr übersetzt. Mit Herr verbindet sich herrschen, beherrschen, nicht Andere, sich selbst. Adonai bin ich. Hier vermischen sich auf sprachlicher Ebene Gott und Mensch. Adonai drückt unsere enge Verwandtschaft zu Jahweh aus. Mal bezeichnet es Gott wie im Vers 5, mal uns selbst. Dieses Wort hebt auf wundersame Weise die Trennung zwischen Gott und Mensch auf, eine der Art und Weisen des Melchizedek.
Setze dich zu meiner Rechten, das ist eine persönliche Aufforderung an Adonai. Ich stelle es mir körperlich auch so vor. Wenn Adonai, Gott und Mensch, gleichzeitig sein können, dann kann ich mich auch in die rechte Seite Gottes oder des menschlichen Prototyps, den Adam Kadmon versetzen. Die rechte Seite ist die Genealogie von Jesus die den Aufstieg einleitet. Es sind 76 Namen. Sie beginnen bei Adam. Nehme ich doch die ersten Sieben, Adam, Seth, Enosh, Cainan, Machalalel, Jared und Enoch, setze sie in Verbindung zu den 7 Chakren, verbinde das Bewusstsein der ersten 7 Patriarchen mit ihnen.
„Bis ich dir deine Feinde als Schemel zu deinen Füßen lege“. Das ist ein komplexes Bild mit drei Begriffen; Feinde, Schemel und Füße. Wer sind die Feinde. Wenn ich an äußere Feinde denke, dann spüre ich sofort die Verzerrung des ganzen Bildes. Andere Menschen mir zu Füßen legen, das kann nicht gemeint sein. Es sind innere Feinde. Zum Beispiel meine Gedanken, die mich in die Irre führen, oder mein ganzer chemisch-biologischer Körper, der aus unzähligen Atomen, Zellen und Molekülen besteht. Wenn sie sich mir gegenüber feindlich verhalten, dann kann ich Schaden nehmen. Und diese Feinde legt Jahweh mir als Schemel zu Füßen.
Einen Schemel brauche ich, um besser etwas sehen zu können. Er erhöht mich, gibt mir die Chance, einen Überblick zu erlangen. Und das ist, worauf ich dann mit meinen Füßen stehe und eine feste Grundlage, ein Fundament bildet. Es ist Jahweh, JHWH, mit seinem Namen, und durch seine Erfahrungsväter wie die Patriarchen. Er hilft. Adonai, das Bild von Gott und Mensch zugleich, öffnet noch ein tieferes Verständnis. Ich brauche nicht auf die Hilfe warten. Ich, als Mensch, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist, kann das tun, kann die Feinde unter meine Füße legen. Denn in der Auseinandersetzung mit ihnen wachse ich. Anders kann ich die Herausforderungen des Lebens nicht bewältigen. Und wie schaffe ich das? Durch seinen Namen JHWH. Ich brauche meine Feinde. Nun verstehe ich, wenn Jesus sagt: liebet eure Feinde. Mit Liebe zu Jahweh kann ich gewinnen.
„ Setze dich zu meiner Rechten, das ist die ausgesprochene Liebe Jahweh`s. Und das Amen am Ende eines jeden Gebetes ist die Liebeserklärung zwischen Jahweh und Adonai.
Das Zepter deiner Macht wird dir יהוה schicken von Zion her. Herrsche in der Mitte deiner Feinde.
Das Zepter, der Stab, so denke ich, ist auch der Stab des Moses, der sich in eine Schlange verwandelte, wenn er ihn auf den Boden warf. Die Schlange ist gleichzeitig das Symbol für Kundalini-Kraft. Diese Kraft schickt Jahweh aus Zion, dem Thron in der Mitte der Erde. Und er fordert mich auf zu herrschen, mein Adonai zu sein. Das Bild der Mitte ist vielseitig. Da ist die Mitte der Erde, die Mitte vom Lebensbaum. Mitte heißt auch nicht schwanken.
Dein Volk ist lauter Willigkeit am Tag deiner Macht. Von Schmuck in Heiligkeit aus dem Schoß der Morgenröte. Zu dir kommt der Tau deiner Jugendzeit
Aus dem Schoß der Morgenröte, das ist noch mal ein Bezug zum ersten Chakra, geweiht durch das Feuer der Kundalini, wird die Kraft kommen. Und sie fühlt sich an wie Feuer. Mein Volk, meine Gedanken, sind nicht vom Ego gelenkt. Alles zusammen kehrt den Lebensprozess um.
Geschworen hat er יהוה, und bereut nicht: Du bist Priester auf ewig, nach der Weise Melchizedek`s.
Jahweh kann uns drei Aspekte für unser Leben geben. Wenn wir seine Hilfe annehmen, erkennen das wir aus seinen Namen gewebt sind.
Adonai als das Programm zur Handhabung des Ego
Die Kundalini-Kraft
Die Verbindung zur Erde über Zion
Das ist wie ein Schwur gegenüber Jahweh wenn wir die drei Aspekte annehmen können. Wir werden es niemals bereuen. Es macht uns zu Priestern auf ewig, nach der Weise des Melchizedek.
Adonai, auf deiner rechten Seite, zerschmettert Könige am Tag seiner Nase im Zorn.
Dies ist eine der 134 Stellen an denen die Sopherim, die Schreiber oder Schriftgelehrten den Namen JHWH durch Adonai ersetzt haben. Taten sie es, weil ihnen die doppelte Bedeutung von Adonai bekannt war? Der Anfang des Verses knüpft an die Aussage des ersten Verses an. Der Zweite Teil beschreibt, wie die Ego-Kontrolle von statten geht. Könige tragen eine Krone, sind gekrönte Häupter. Diese Krone wird zerbrochen, aufgebrochen. Mit dem Zorn wird eine göttliche Erfahrung beschrieben, die auch in Hesekiel 3/14 zu finden ist. „ Und der Geist trug mich einher und nahm mich dann, so dass ich im Grimm meines Geistes hinging,.... „ Das Bild der Nase im Zorn beschreibt etwas Eruptives. Es gilt etwas zu durchbrechen, wie ein Vulkan die Erdkruste durchbricht. Wenn wir Menschen Niesen müssen, ist es unmöglich es aufzuhalten. Es sucht sich seinen Weg.
Gericht hält er unter den Völkern, mit Leichen füllt er, das Haupt ראש zerschmettert er auf dem großen, weiten Land.
Mit Gericht ist das Beurteilen von Gedanken gemeint. Es gilt zu erkennen, welche dem Ego dienen, welche der Schöpfung Jahweh`s. Die verworfenen Gedanken sind die Leichen. Das Denken, das in unserem Gehirn stattfindet, wird durchbrochen über die Ausdehnung des Geistes. Er ist ein großes, weites Land.
Aus dem Bach am Weg wird er trinken, darum macht er das Haupt ראש hoch.
Dann wird er aus dem Bach am Weg trinken. Durch einen Bach fließt Wasser. Es steht symbolisch für Zeit. Sie bleibt nicht stehen, bewegt sich immer. Das Bild des Weges ergänzt das immer Fließende. Er trinkt am Weg, was bedeutet, das er noch nicht sein Ziel erreicht hat. Der Psalm endet mit diesem offenen Bild. Das letzte was wir erfahren ist, das er sein Haupt erhebt, um aufmerksam die Umgebung zu studieren. Dieses gehört zu den am Schwersten zu verstehenden Bild im Psalm. Im Vers zuvor wurde das Haupt zerschmettert, nun wird er erhoben. Wenn man das als einen linearen Zeitablauf versteht, ist das Geschehen unlogisch. Erst wenn es keine Zeit mehr gibt, kann man es verstehen. Und das ist die abschließende Botschaft des Psalms. Lineare Zeit ist eine Illusion, denn eigentlich ist alles gleichzeitig. Und das ist eigentlich ganz tröstlich. Es geht nichts verloren. Alles ist noch da. Um das zu erleben sollte man sein Haupt erheben, ausdehnen über ein großes, weites Land.
Und das verbindet mit der Aussage des vierten Verses: Du bist Priester auf ewig, nach der Weise des Melchizedek.
Am Ende meiner Betrachtungen möchte ich noch einmal an die Folge-Psalmen erinnern. Da sind die 6 Hallel-Psalmen. Hallel ist Lobpreis. Das tut auch Enoch, als der Engel ihn durch die Welt führt. Alles was er an schwierigen Dingen sieht, beantwortet er letztendlich mit einem Gebet . Damit lobpreist er Jahweh, eine durch und durch melchidekianische Art und Weise.