Fakten zu Qumran und der Lehre der Essener

  • Auf der Suche nach Hintergrundinformationen zu den Geheimnissen von Qumran möchte ich gerne einige Fragen zur Diskussion stellen.

    Als die Bedeutung der Qumran-Schriftrollen-Funde klar wurde, waren sie eine große, wissenschaftliche Sensation. Viele wollten glauben, dass sie zur Zeit von Jesus verfasst wurden und Zeugnis der Frühchristen-Gemeinde sind. Es ist jedoch wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, dass die Texte aus der Zeit vor Jesus stammen. Das öffentliche Interesse ließ nach, obschon viele Spekulationen blieben, wovon einige Bücher zeugen („Verschlußsache Jesu“/ „Jesus von Qumran“ „Jesus und die Urchristen“…)

    Jedoch ist gerade die Begebenheit, dass die Essener längere Zeit vor dem eigentlichen Christentum gelebt und gewirkt haben hochinteressant. Wie denkt ihr darüber?

  • Ich glaube hier muss man unterscheiden zwischen den Jesus Essenern und den Essenern, die bereits vor der Zeit Jesu als Licht-Gemeinschaft zusammen gelebt und eigene Schriftrollen verfasst haben, die als vorchristliche Schriftrollen bekannt sind.

    Ich würde sagen, das Ganze ist vergleichbar mit dem Christbusbewusstsein, das nicht erst mit Jesus Christus auf die Erde kam, sondern bereits von Persönlichkeiten wie beispielsweise Moses, Buddha oder Krishna gelebt wurde. Wie sie, kann sich letztendlich jeder Mensch dazu entscheiden, den Weg in das Christbusbewusstsein zu gehen, wobei die Schriftrollen der Essener als Lehre der Liebe und des Lichts eine wunderbare Begleitung auf diesem Weg sein können.

    Der Mensch fürchtet die Zeit, die Zeit fürchtet die Pyramiden

  • Es gibt viele gegensätzliche Meinungen über die Schriften der Essener und ihre Lebensweise, wie z.B. ob sie Fleisch gegessen haben oder nicht, waren sie kriegerisch oder Pazifisten.
    Für mich sind ihre Lehren, in der Übersetzung von Dr. E. Bordeaux Szekely zu einer wichtigen Stütze und Hilfe im täglichen Ablauf meines Lebens geworden. Durch die Morgen- und Abendgebete sind wir während des Tages und des Nachts immer im GÖTTLICHEN FELD und beleben unser Christusbewußtsein.

  • Ich möchte euch beiden zustimmen, aber noch konkreter werden. Mit dem „eigentlichen Christentum“ meinte ich in diesem Fall die Zeit ab Jesus öffentliches Wirken. Tatsächlich wurden gemäß Hartmut Stegemann unter den Qumran-Funden (und es sind an die 900 Schriftrollen und aderen handschriftl. Dokumente) kein einzigen Werk bzw. eine Kopie entdeckt, die nach dem Auftreten Jesu (also um 30 n. Chrisus) entstanden ist. Es sind in dieser Zeit bis zu der Zerstörung der Qurman-Siedlung 68 n. Christus lediglich Kopien bereits vorhandener, älterer Werke angefertigt worden.

    Es gibt in den Schriften Hinweise, dass die Essener anders waren als das neue Christentum, aber auch Hinweise auf bekannte Praktiken (Abendmahl, Taufe). Allein schon durch die Rolle Johannes des Täufers, der ein Essener gewesen sein soll. Von besonderer Bedeutung ist in den Essener-Schriften die Rolle des „Lehrers der Gerechtigkeit“ Es geht um eine Person, die wir als Melchizedek aus dem Alten Testament identifizieren können. Aus der Bibel wissen wir, dass auch Jesus ein Hohepriester aus dem Orden Melchizedeks war.

    Sind die Essener die Verbindungsstelle zwischen dem Alten und dem Neuen Testament? Sind sie also die Christen vor Jesus, oder eine Schnittstelle zwischen dem antiken Judentum (AT) und dem neuen Christentum (NT)? Worin besteht die geistige Verknüpfung? Was ist neu am Christentum?

    Zeichnet sich eine Reihenfolge ab? Zuerst kam Melchizedek, dann Johannes der Täufer und schließlich Jesus, die allesamt die Essener-Gemeinde bildeten? Die Fundstätten sind auf das engste verknüpft mit der Zeit 100 v. Chr.- 68 n. Chr. Konnte Melchizedek, von dem gesagt wird, dass er vater- und mutterlos war, in der Gemeinde gegenwärtig sein?

    Unabhängig von den Botschaften der Lehre, finde ich diese Zusammenhänge bzw. auftauchenden Fragen allein aus der geschichtlichen Perspektive hochinteressant.